Notfall?!

Wenn wir das Wort „Notfall“ hören, denken wir in der Regel erstmal an den Autofahrer, der gegen die Mauer gefahren ist, den Schlaganfall-Patienten oder das Kind, das eine Erdnuss eingeatmet hat. Zahnschmerzen sind nicht gerade das Erste, was einem in den Sinn kommt. Wer allerdings schon einmal so richtig Zahnschmerzen hatte, weiß genau, wie schlimm es sein kann, keinen „Notfalltermin“ beim Zahnarzt zu ergattern.

Im folgenden Artikel finden Sie deshalb Wissenswertes zum zahnärztlichen Notfall, ein paar Tricks und Kniffe und zuletzt das richtige Know-How, wie Sie am besten vorgehen, um schnellstmöglich geholfen zu bekommen.

Was ist ein zahnärztlicher Notfall überhaupt?

Wenn man es rechtlich betrachtet, gibt es drei große zahnärztliche Notfälle:

  1. Das Frontzahntrauma, so nennen wir Verletzungen von Zahn und Mund durch einen Sturz, einen Ellbogen, einen Fußball…
  2. Die (Nach)Blutung, also zum Beispiel, wenn ein Patient Blutverdünner nimmt, beim Zahnarzt ein Zahn gezogen wurde und es einfach nicht aufhören will zu bluten,
  3. Der Abszess. Dabei bildet sich durch eine große Entzündung an Zahn oder Zahnfleisch eine Schwellung im Kopfbereich, die sehr schmerzhaft sein kann.

Bei allen drei Versionen raten wir an, sofort einen Zahnarzt aufzusuchen, egal, ob im Urlaub oder am Wochenende (zum zahnärztlichen Notdienst lesen Sie unten mehr). In allen drei Fällen gibt es zusätzlich bestimmte Maßnahmen, wie Sie schnell Erste Hilfe leisten können.

Das Frontzahntrauma

Ein herausgefallener Zahn sollte wieder eingesetzt oder angeklebt werden, und das so schnell wie möglich. Viele Schwimmbäder in Hessen haben den „DentoSafe“ oder die Zahn-Rettungs-Box, in dem der abgebrochene oder ganz herausgeschlagene Zahn optimal gelagert werden kann. Die zweitbeste Lösung ist, ihn in Milch zu packen. Auf gar keinen Fall wollen die Zähne trocken gelagert werden, zum Beispiel, in dem man sie einfach in ein Taschentusch wickelt. Die Erfolgschancen, dass der Zahn wieder festwächst, sind dann nur noch verschwindend gering.

Nachblutungen

Wenn ein Freund oder Angehöriger im Mund blutet, bitte erstmal nicht erschrecken: In der Regel sieht es viel schlimmer aus, als es ist, weil sich das Blut mit dem Speichel mischt. Am besten schaut man zuerst nach, wo genau es blutet. Wenn man die Ursache gefunden hat, macht man eine Rolle aus einem sauberen Stück Stoff, zum Beispiel einem Stofftaschentuch. Das wird dann auf die Wunde gelegt und man beißt kräftig zu. Durch den Druck auf die Wunde wird die Blutung gestoppt (und manchmal hat sich das Problem damit sogar schon erledigt). Aber aufgepasst: Bis die Blutung steht, können gut und gerne 15-30 Minuten ins Land gehen.

Abszesse

Auch bei einem Abszess ausgehend von einem Zahn ist es wichtig, schnell zu handeln. Im Anfangsstadium können Abszesse nämlich besonders einfach behandelt werden. Da es sich bei diesen Schwellungen um Entzündungen handelt, denken viele, sie tun sich etwas Gutes, indem sie kühlen, mit einem Kühlpack oder Eis. Bitte tun Sie das niemals! Sie sollten sowohl zu viel Wärme als auch Kälte vermeiden, das kann eine Entzündung zusätzlich anfeuern. Auch wichtig: Sollten Sie Fieber oder Schüttelfrost bemerken oder Schluckbeschwerden, als wären sie erkältet, oder stellen Sie fest, dass durch die Schwellung der Mund gar nicht mehr wirklich aufgeht: eilen Sie zum Zahnarzt. Auch wenn Sie auf Ihren Lieblingszahnarzt warten wollen, der doch erst am Montag wieder aufhat. Ihre Gesundheit ist wichtiger. Gehen Sie in diesen Fällen bitte auch an Wochenenden, Sonn- und Feiertagen zum Zahnarzt, egal, wohin, und egal, wie lange Sie warten müssen.

Und wenn das Provisorium mal rausgeplumpst ist…?

Das waren jetzt einmal die eindrucksvolleren zahnärztlichen Notfälle. Zum Glück sind es in den allermeisten Fällen viel kleinere Dinge, die uns Probleme bereiten – Zahnschmerz, eine herausgeplumpste Krone, eine Prothesendruckstelle.

Beim Zahnschmerz können auf die Schnelle Hausmittel helfen, zum Beispiel Nelken/Nelkenöl oder, so doof es klingt, gründliches Zähneputzen. Eine herausgeplumpste Krone wird am besten einfach zurück auf den Zahn gesteckt, bis sie beim Zahnarzt wieder festgeklebt werden kann (für den extra Frischegeschmack können Sie vorher einen Tupfer Zahnpasta hineintun). Und wenn die Prothese drückt, können Sie sich allerlei Cremes und Salben in der Apotheke holen – oder Sie kochen sich einen Kamillentee, der so stark ist, dass der Löffel halb drin stecken bleibt, und spülen mehrfach täglich den Mund damit.

Auch Schmerzmittel können helfen, so manches Wochenende zu überbrücken, wenn man sich nicht anders zu helfen weiß. Nur Aspirin sollte man nicht nehmen, denn es hat eine blutverdünnende Wirkung. In der Regel empfehlen wir Ibuprofen – aber Achtung, die Tageshöchstdosis liegt bei einem Erwachsenen bei 2400mg (6x 400mg-Tabletten, 4x 600mg-Tabletten oder 3x 800mg-Tabletten).

Wenn Sie Schmerzen haben und einen Termin ausmachen wollen, tun Sie Ihrem Zahnarzt und seinem Team einen Gefallen und rufen Sie so früh wie möglich an. Donnerstags um vier kann es schon mal sehr schwer werden, noch eine Lücke vorm Wochenende zu finden, wo man Sie reinschieben kann. Rechnen Sie außerdem immer mit Wartezeiten. Patienten mit geplanten Terminen haben in der Regel Vorrang.

Und last but not least:

Was tun, wenn am Wochenende Schmerzen auftreten?

Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Hessen (KZVH) stellt einen zahnärztlichen Notdienst, so, wie viele es zum Beispiel vom Apothekennotdienst kennen. Auf der Seite www.kzvh.de finden Sie rechts einen roten Button mit der Aufschrift „Zahnärztlicher Notdienst“. Dort können Sie Ihre Postleitzahl eingeben und der nächste diensthabende Kollege wird Ihnen vorgeschlagen. Rufen Sie bitte immer zuerst in der Praxis an, denn in der Regel sind die diensthabenden Zahnärzte nicht den ganzen Tag über vor Ort.

Das war nun also ein nicht ganz kurzer, aber wichtiger Bildungsbeitrag zum zahnärztlichen Notfall. Bei Anregungen schreiben Sie uns gerne unter der info@zahnarzt-praxis-rodheim.de. Vielen Dank fürs Lesen.

Bleiben Sie gesund,
Dr. Marianne Skroch